Afrikanische Ostküste 2008

Jan 5, 2008 | Afrika

Entlang der afrikanischen Ostküste

von Siggi Bernert

Nach dem ich schon einmal vor 8 Jah­ren nach unserem Millennium Treffen des Sa­haraclubs in Tiwi, Kenia, als erster mit einem Fahrzeug auf spekta­kuläre Weise mit zwei zusammenge­bundenen Daus über den Grenzfluss von Tansania nach Mosam­bik gelangt bin (siehe Tours-Maga­zin 2/2001) wollten wir diesmal in  umge­kehrter Richtung von Namibia über Bots­wana und Zimbabwe entlang der afrikani­schen Ost­küste von Mosambik nach Tan­sania und weiter nach Kenia.

Allerdings sollte es diesmal eine etwas weniger ­spekta­kulär, da größtenteils über As­phaltstraßen füh­rende Tour werden, auch, weil inzwi­schen eine Autofähre an der Mündung des Ro­vuma Mosam­bik mit Tansania verbin­det.

So kamen wir auch zügig auf kürzes­tem Wege durch die Zentralkalahari bis Fran­cistown und zur Grenze von Zimbabwe. Ab hier überrascht uns die frühzeitig einset­zende Regenzeit mit kurzen heftigen wolkenbruchartigen Regenfällen, vorwie­gend nachmittags und in der Nacht, so dass wir auch gar keine andere Möglich­keit hatten, als auf guten Asphaltstraßen Transit zu fahren. Und zu Übernachtungen eine der wenigen noch vorhandenen Lodges aufsuchen.

Die Menschen einschließlich Zoll und Poli­zei sind sehr freundlich und schei­nen sich mit der Situation in Zimbabwe arrangiert zu haben. Es ist alles, auch Treibstoff, auf dem Schwarzmarkt er­hältlich. Die Super­märkte sind vor Weihnachten gefüllt, nur vor den Kas­sen bilden sich lange Schlan­gen, da man mit dem Wiegen der Geld­schein­pakete nicht nachkommt J (ein US-$ = 1,5 Mio. ZIM-$).

Auch in Mosambik haben wir immer wie­der mit starkem Regen zu kämpfen und der indische Ozean in Beira emp­fängt und mit Regen und Wind. Rechts und links des Fahrdamms stehen Hüt­ten teilweise schon im Wasser. So ist auch die Abkürzung von Beira zur Caia Fähre am Sambesi nicht passierbar und wir müssen auf guter As­phalt­straße den Bogen über den Goron­gosa-Nationalpark nach Caia fahren.

Noch verkehren hier zwei Fähren über den mächtigen Strom, aber die von der euro­päischen Union finanzierten Brü­ckenbau­arbeiten laufen auf Hoch­touren und dürf­ten planmäßig 2009 abgeschlossen sein.

Auch die Straße nördlich des Sambesi ist teilweise neu ausgebaut und bis auf kurze Strecken jetzt durchgehend as­phaltiert.

In Nampula verbringen wir die Weih­nachtstage bei einem Freund, der hier als Werk­stattleiter für ein dänisches Unter­nehmen arbeitet, das Telekom­munikati­onsleitungen in Nordmosam­bik verlegt.

Auf unserem Abstecher zur Ilha de Mocambique treffen wir glücklicher­weise auf eine Gruppe Südafrikaner, die gerade an der Ostküste entlang aus Norden kommen, und uns mit wertvollen Informa­tionen insbesondere mit Telefonnummern von der tansani­schen Fähre versorgen. Diese fährt nämlich abhängig vom Tiden­kalender und nach Fahrzeugaufkommen sehr unregelmäßig. So erfahren wir ge­rade noch rechtzeitig telefonisch in Pemba – wo wir eigentlich noch bis Neujahr blei­ben wollten – dass am kommenden Wo­chenende vor Silvester die letzte Überfahrt stattfinden kann, danach für mindestens 6 Tage nicht.

Wir vereinbaren Sonntag, 30. Dezem­ber, morgens 06:00 Uhr am Flussufer …. Na wenn das mal klappt …. und beten, dass wir nicht 6 Tage über Silvester am Fluss­ufer campieren müssen.

Da ich die Strecke, insbesondere die letz­ten abenteuerlichen 50 km bis zur Grenze, noch gut in Erinnerung habe, planen wir für die 400 km zwei Fahr­tage ein, um auch Samstagnachmittag noch die Ausreise­formalitäten zu erle­digen. Die Strecke ist zwar immer noch nur mit 4×4 zu bewälti­gen, wird aber zurzeit etwas begradigt und ver­breitert, mit kleinen Brücken und Däm­men bis zum Flussufer. Hier ist allerdings nur eine Abbruchkante, die anscheinend immer wieder neu mit Hacke und Schaufel ab­geschrägt wird.

Früh klingelt der Wecker, zu früh, da wir nicht berücksichtigt haben, dass zu Tansa­nia 1 Stunde Zeitunterschied besteht. Wir warten gespannt mit dem Fernglas in der Hand am weit entfern­ten gegenüberlie­genden Ufer und beo­bachten Krokodile und Flusspferde im Wasser. Die Fähre ist zu erkennen, und auch ein Fahrzeug am Ufer, das anscheinend verladen werden soll. Und tatsächlich – um 08:00 Uhr legt die Fähre mit Auto ab. Im Zickzack um die Sandbänke, gegen die Strömung, und mit zwei Anlegeversuchen, dauert es noch mal eine Stunde, bis sich die Rampe unter uns ins Steilufer bohrt. Nur an größeren Büschen und Wurzeln über Seile in Posi­tion gehalten, bear­beitet man hektisch mit Hacke und Schaufel das Steilufer und legt Bretter und Bleche aus. Runter geht im­mer, aber rauf kommt der Landrover aus Tan­sania nur durch zusätzliches Zie­hen.

Als wir dann noch um Diesel gebeten wer­den, ist uns auch klar, warum das andere Fahrzeug einen Tag auf der anderen Seite warten musste. So ist die High-Tide längst überschritten, als wir wieder ablegen. Eine weitere Stunde zurück mit der für den Ro­vuma völlig überdimensionierten Fähre, und es kommt, wie es kommen muss, we­nige Meter vor dem anderen Ufer lau­fen wir auf Grund. Auch Gewichtsver­lage­run­gen, drücken, schieben, ziehen und flu­chen, helfen nicht, ohne die nächste High-Tide in ca. 10 Stunden um 20:00 Uhr am Abend.

Als die Besatzung sich verabschiedet und ans Ufer schwimmt, machen wir es uns gemütlich und erst mal Früh­stück.

Damit es am Abend nicht noch länger dauert, laufe ich am Nachmittag schon mal zur Immigration und erledige die Einrei­seformalitäten.

Wir genießen die Atmosphäre auf un­serm „Hausboot“ und beobachten Fi­scher und Tiere bis zum Sonnenunter­gang. Gerne hätten wir auch noch die Nacht auf dem Fluss verbracht.

Es ist schon dunkel, als wir leichte Be­we­gungen des Untergrunds bemerken, und auch die Besatzung zurückkehrt. Der Wasserspiegel ist wieder gestie­gen, und ohne noch mal den Motor zu starten, kann die Fähre mit langen Seilen gedreht und zum Ufer gezogen werden, so dass wir endlich problem­los auf das hier flachere Ufer fah­ren können.

Karibu wa Tansania.

Siggi Bernert
Januar 2008